Jan-Bernd Kappelhoff erklärt im Interview, welche Entwicklungen die „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ vorantreiben möchte, die neue und wiedergewonnene Entfaltungsmöglichkeiten für die Natur und den Menschen ermöglichen.
Herr Kappelhoff, Sie setzen sich mit der „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ dafür ein, Lebensraum für die Natur und den Menschen zurückzugewinnen. Was steckt hinter diesem Ziel?
Kappelhoff: Es sind kampfmittelfreie Lebensräume entstanden wie der Nationalpark Hainich in Thüringen oder natürliche Idyllen wie entlang der Ruhr. Sie geben der Natur und den Menschen viel: Entspannung, Erholung und Frieden. Diese Orte bieten in besonders fordernden Zeiten den notwendigen Raum für einen dringend notwendigen Ausgleich. Auf der anderen Seite erholen sich seltene Tierarten und es entstehen Wälder, die früheren Urwäldern ähneln. Unser Ziel ist es, diese Lebensräume sicher zu machen.
Die Renaturierung von Flüssen wie der Ruhr geht vielerorts voran. Da denken viele Menschen nicht als erstes an Rüstungsaltlasten. Warum müssen sie sich keine Gedanken machen?
Kappelhoff: Wer das Ruhrtal einmal erlebt hat, den zieht es häufig dorthin wieder zurück. Ich kenne viele Radler, die die wiedergewonnene Natur entlang des Flusses auf dem Ruhrtalweg immer wieder aufs Neue genießen. Für die Menschen, aber auch für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass das unbeschwert möglich ist. Jedoch tauchen am Ufer manchmal Überreste aus dem 2. Weltkrieg auf. Meistens bergen sie keine Gefahr, jedoch stören sie den erst jüngst zurückgewonnen Lebensraum. Wenn ich dann erfahre, dass Spezialisten aus unserer Branche Verantwortung übernehmen und erfolgreich geräumt haben, freut mich das für die Menschen und mich erst recht persönlich.
In Deutschland existieren Gebiete, die als Übungsplätze militärisches Sperrgebiet waren. Was bietet sich für diese Flächen an?
Kappelhoff: Das schon angesprochene Beispiel des Nationalparks Hainich kommt meiner Idealvorstellung nah. Wo einst die Rote Armee Übungen durchgeführt hat, ist nun der Wald in seiner ursprünglichen Form da. Hier kann sich die Natur frei entfalten. An dieser Stelle kann ich gar nicht alle richtungsweisenden Projekte aufzählen, die dieses Gebiet jetzt ermöglicht. Abgesehen von dem klassischen Ausflugsziel Nationalpark gibt es einen „Lernort Wald“. Mädchen und Jungen erleben die Natur in der reinsten Form in einem grünen Klassenzimmer. Mit Rücksicht auf Flora und Fauna können sich die Menschen hier entfalten, ihre Sinne neu erleben.
Jeder der das erlebt hat, ist begeistert. Vor 30 Jahren wäre es noch undenkbar gewesen: Ein verschlossenes Gebiet ist nun sogar ein UNESCO-Weltnaturerbe. Nur wenn wir unsere Generationenaufgabe ernst nehmen und sie umsetzen, kann so etwas wahr werden.
Diese Räume zu schaffen, das ist Aufgabe und Ziel der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum.