Unschätzbare Ressource Boden

„Kaum eine Ressource nehmen wir so wenig wahr wie den Boden. Denn obwohl wir jeden Tag darauf gehen und ihn immer im Blick haben, so ist er doch vielen kaum präsent in den Vorstellungen, wenn sie an Natur- und Umweltschutz denken. Umso wichtiger ist es diese Ressource mehr in den Vordergrund zu stellen“, findet der Vorstand der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum Jan-Bernd Kappelhoff. Er freut sich daher, dass der heutige Weltbodentag am 5. Dezember einer der Momente ist, in denen dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt. 

Auch in der Kampfmittelräumung komme dieses Thema oft zu kurz. „77 Jahre nach Kriegsende haben wir immer noch Tonnen an Kampfmittel im Boden. Der Zahn der Zeit nagt dabei auch an diesen Relikten, weshalb wir immer mehr auch den Fall haben, dass der Sprengstoff in der Bombe nicht das einzige Problem ist, sondern auch Sprengstoffabbauprodukte den Boden belasten“, erläutert Jan-Bernd Kappelhoff. Und hier höre dieses Problem nicht auf. Denn der Boden ist das zentrale Medium für den Systemkreislauf. 

„Kampfmittelräumung ist Gefahrenabwehr. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass Kampfmittel auch eine zunehmende Belastung unserer Ökosysteme sind. Boden ist endlich und es gilt diesen nachhaltig zu schützen und zu sanieren bzw. renaturieren, im Interesse unserer Natur und unserer eigenen Gesundheit“, resümiert Jan-Bernd Kappelhoff.

Großes Interesse an einem Ausbildungsberuf für die Kampfmittelräumung

„Nachwuchs finden, Wertigkeit schaffen“ unter diesem Motto stellte Simon Gremmler bei der 14. Fachtagung Kampfmittelbeseitigung in Dresden die von der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum initiierte Initiative zur Schaffung eines eigenen Ausbildungsberufs für die Kampfmittelräumung vor. 

„Die Kampfmittelräumung in Deutschland ist für Berufseinsteiger kaum interessant“, so Simon Gremmler. Dass ein Ausbildungsberuf hier helfen würde, stellte er in seinem Vortrag ausführlich dar. „Mit einem eigenen Ausbildungsberuf würden wir nicht nur dem Mangel an Nachwuchskräften begegnen, wir würden zudem die Qualität und Einheitlichkeit steigern. Das Ergebnis wäre eine umfassende Ausbildung als attraktive Basis für ein ausfüllendes Berufsleben“, führte der Fachbereichsleiter Fortbildung der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum Gremmler aus.

Eine von ihm vorgestellte Umfrage unter Kampfmittelräumfirmen und die konstruktive Debatte bei der von der Sprengschule Dresden ausgerichteten Fachtagung unterstrichen die Bedeutung dieser Aufgabe. „Es wird ein langer Weg sein um an das Ziel eines Ausbildungsberufes zu kommen, aber umso wichtiger ist es, dass wir jetzt gemeinsam anfangen diesen Weg zu gehen „, resümiert Simon Gremmler von der Stiftung.

[Foto: Sprengschule Dresden]

Kampmittelräumung – Prophylaxe für den Schutz der Wälder

Durch die zunehmende Trockenheit sind Waldbrände auch diesen Sommer wieder eine enorme Bedrohung für Mensch und Natur. „Das Löschen dieser Brände ist für die Feuerwehr oftmals eine Herkulesaufgabe. Wenn dann noch Kampfmittel in den Gebieten liegen, wird die Arbeit absolut unberechenbar“, findet Günter Westrup, Sprecher der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum. 

Denn Kampfmittel im Untergrund können durch die enormen Temperaturen der Brände ausgelöst werden. Deren Explosionen schleudern lebensgefährliche Metallsplitter bis zu hunderte Meter weit. In so einer Situation ist dann das Problem: „Die Feuerwehr kommt nicht ran, denen fliegen sonst die Splitter um die Ohren“, fasst Günter Westrup das Problem zusammen. Die Bedrohung des Feuers wächst dadurch. „Weil der Boden nicht geräumt ist, kann oft viel zu wenig gemacht werden. Wenn wir die Menschen und die Natur vor den Flammen schützen wollen, dann müssen wir uns die Gefahr im Boden ansehen, bevor es brennt“, sagt der Sprecher der Stiftung. 

Deshalb müsse man sich jetzt konsequent der Thematik annehmen. „Das ist eine Gefahr für Jahrzehnte und wir müssen jetzt anfangen sie zu beseitigen um das, was uns wichtig ist, nämlich unser Leben und unsere Natur zu schützen“, fordert Günter Westrup.

Studierende lernen die Kampfmittelräumung kennen

Fachschaft Geophysik der Universität Münster besucht Geophysik-Testfeld zur Kampfmittelräumung.

Greven – Am vergangenen Samstag besuchte die Fachschaft Geophysik der Westfälischen-Wilhelms Universität Münster das Testfeld der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum in Greven.

„Wir freuen uns sehr, die Fachschaft auf unserem Testfeld begrüßen zu können, denn der Bereich der Geophysik ist zentral in der Kampfmittelräumung und deshalb ist es uns eine Herzensangelegenheit diesen Bereich den Studierenden näherzubringen“, so Günter Westrup, der Sprecher der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum.

Um den Studierenden des 2. und 4. Semesters diese Welt näher zu bringen, haben dafür die Geophysiker:innen von TAUBER gleich fünf Stationen mit unterschiedlichen Messgeräten aufgebaut. „Die Verfahren in der Theorie kennenzulernen ist das eine, aber dann auch mal wirklich für den täglichen Einsatz gedachte Systeme mit einem ganz speziellen Einsatzgebiet kennenzulernen ist etwas anderes“, führt der Betriebsleiter der Tauber-Herklotz-Consult GmbH aus Greven Simon Gremmler aus. Und er zeigte sich begeistert von den Rückmeldungen. „Es ist toll wie engagiert und interessiert alle sind“, freut sich Gremmler, der vor 13 Jahren selbst in Münster sein Geophysik-Studium abgeschlossen hat.

Neben den Messsystemen von TAUBER konnten die Studierenden aber auch etwas über das Stipendium erfahren, das die Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum vergibt. „Wir wollen Impulse setzen die Technik und Wissenschaft für die Kampfmittelräumung weiter zu verbessen. Deshalb bieten wir Studierenden ein Stipendium für Abschlussarbeiten in diesem Bereich an. Denn nur mit mehr Wissen und mehr Knowhow können wir für mehr Sicherheit und Qualität bei der Kampfmittelräumung sorgen“, erläutert Stephanie Bergmann, Koordinatorin der Stiftung das Angebot der Stiftung.

Und das Angebot wurde von den Studierenden begeistert aufgenommen. „Wir haben uns alle sehr über die Möglichkeit gefreut, die verschiedenen Messgeräte und Methoden, die wir aus der Theorie kennen, ausprobieren zu dürfen. Außerdem hat uns der Besuch geholfen, eine Perspektive für das Berufsleben nach dem Studium zu bekommen“, so Pia Tolksdorf von der Geophysik-Fachschaft.

Wir trauern um Josef Göppel

Mit Bestürzung und tiefer Traurigkeit haben wir von dem unerwarteten Tod unseres Kuratoriumsmitgliedes Herrn Josef Göppel erfahren.

Wir fühlen uns geehrt, dass wir Herrn Göppel von Beginn an als Mitglied des Stiftungskuratoriums gewinnen konnten. Seine Jahrzehnte lange Expertise als Umweltpolitiker und die damit verbundenen Aktivitäten sowie sein Engagement als Vorsitzender des Vorstands Stiftung Deutsche Landschaften sehen wir als einen außerordentlichen und wertvollen Beitrag für unsere Stiftung an.

Unser Mitgefühl gilt Familie Göppel und deren Angehörigen.

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für Sprengmeister: Beruf muss stärker in den Fokus rücken

Die „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ (SkL) freut sich über die Würdigung für Sprengmeister Andreas West mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – dem Bundesverdienstkreuz. „Herr West hat sich in mehr als 30 Jahren für die Sicherheit der Menschen und für Lebensräume frei von Kampfmitteln eingesetzt“, sagt SkL-Sprecher Günter Westrup und er ergänzt: „Für die Anerkennung dieser großartigen Lebensleistung gratulieren wir im Namen der Stiftung von Herzen.“ Die Auszeichnung müsse aber auch Anlass sein, den Beruf, den West ausübt, stärker in den Mittelpunkt zu rücken und Nachwuchskräfte für diese anspruchsvolle Tätigkeit zu fördern.

Der berufliche Werdegang von Andreas West in der Fachrichtung Kampfmittelräumung begann kurz nach der Wiedervereinigung. Seine Ausbildung zum Meister absolvierte der heute 63-Jährige an der Dresdener Sprengschule 1991. Nach kurzer Zeit übernahm er die Verantwortung als Leiter des Kampfmittelräumdienstes für Ost- und Westthüringen. Neben unterschiedlichen leitenden Funktionen ist der Sprengmeister nach wie vor bei der Beseitigung von Kampfmittelrückständen im Einsatz. 100 Blindgänger hat West während seiner Karriere erfolgreich entschärft. Dennoch bleibt der erfahrene Kampfmittelexperte bescheiden. „Alleine kann ich gar nichts. Diese Würdigung gehört unserem gesamten Team“, sagt der Bundesverdienstkreuzträger.

Wie West betont, kann Kampfmittelräumung nur erfolgreich sein, wenn eine Mannschaft vertrauensvoll zusammenarbeitet. Wichtige Voraussetzung für den Beruf sind die seelische und körperliche Gesundheit. Einige der deutschlandweit tätigen Fachkräfte hat West selbst mitausgebildet. Eine Tätigkeit, die dem Thüringer wichtig ist. Gleichzeitig sorgt er sich. Denn immer weniger junge Menschen wollen in seine Fußstapfen treten. Dabei ist der Bedarf bereits sehr groß.

„Wir brauchen dringend neue gut ausgebildete Experten“, erklärt Günter Westrup. Nur mit einem systematischen Ausbau der Fort- Weiterbildung ließe sich die Herausforderung, kampfmittelfreie Lebensräume zu schaffen, erreichen. Im Zweiten Weltkrieg wurden circa 2 Mio. Tonnen Bomben auf deutschen Boden abgeworfen. In etwa ein Viertel sind Blindgänger. „Das verdeutlicht, dass wir noch lange mit Entschärfungen werden leben müssen. Und dann müssen Fachleute schnell vor Ort sein und die Gefahr beseitigen“, sagt Westrup. Um dies zu gewährleisten, müssten Verantwortliche jetzt handeln und die Weichen für Förderung von Nachwuchskräften stellen.

Neuer Stiftungssitz soll Zusammenarbeit fördern

Das Stiftungsgebäude in Erfurt

Die „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ (SkL) hat ihren Sitz verlegt. Sie ist nun an der Alfred-Hess-Straße 40 in Erfurt ansässig. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Erfurter Messegelände sowie das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales.

Unter dem gleichen Dach firmiert auch der Verein Güteschutzgemeinschaft Kampfmittelräumung Deutschland (GKD), der jüngst von Sachsen nach Thüringen umgezogen ist. „Wir freuen uns sehr, eine Bürogemeinschaft mit der GKD hier in Erfurt bilden zu können“, sagt Günter Westrup, Sprecher der Stiftung. Es gebe viele gemeinsame Schnittmengen und Tätigkeitsfelder. „Das fördert die Zusammenarbeit“, so Westrup.

Auf dem Foto: Sie freuen sich auf gemeinsame Projekte (v.l.): Thomas Hennicke (Geschäftsführer GKD), Stephanie Bergmann (Koordinatorin SkL) und Jürgen Plum (Vorstandsvorsitzender GKD)

Stiftungsarbeit nimmt Fahrt auf

Die „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ treibt Lösungen ihrer Ziele weiter voran. Davon hat sich Kuratoriumsmitglied Prof. Johannes Preuss bei seinem Besuch am Testfeld für Kampfmittelräumung in Greven persönlich überzeugt. Im Fokus stand die Förderung des Nachwuchses.

Es ist eins der wichtigsten Anliegen der „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“: Neuen Fachkräften eine berufliche Perspektive aufzuzeigen und sie für die verantwortungsvollen Aufgaben auf höchstem Niveau auszubilden. Denn junge Menschen sollen und müssen künftig personelle Lücken füllen, die zurzeit noch ältere Spezialisten ausfüllen.

Diejenigen, die Munitions- und Rüstungsreste bergen und sicher entschärfen, werden auf lange Sicht zu wenig. Dabei ist der Bedarf enorm und wird weiterhin groß ausfallen. „So wie es momentan aussieht, wird es noch weitere 76 Jahre Munitions- und Bombenfunde geben“, sagte Prof. Preuss. Hintergrund sei auch, dass es momentan keine systematische Kampfmittelsuche gebe, sondern dass diese nur anlassbezogen stattfinde. „Und es fehlt an Personal“, betonte der Forscher.

Ohne frische Kräfte ist die Sicherheit von Mensch und Natur durch die Kriegsaltlasten hierzulande gefährdet. Die Stiftung setzt sich dafür ein, ein solches Szenario zu vermeiden. „Wir erreichen das nur mit gutem Personal und ausreichender Manpower“, sagte Günter Westrup und ergänzte: „Wir müssen jetzt dringend handeln, damit wir junge Menschen für diese Aufgaben interessieren.“ Man wolle personelle Engpässe unbedingt verhindern. „Das Berufsfeld bietet viele Möglichkeiten. Das wollen wir künftig noch stärker kommunizieren und diese Chancen aufzeigen.“

Das Heranführen junger Menschen an die gesuchten Berufsbilder ist das eine. Dafür wurden bereits Stipendienprogramme aufgelegt. Ein weiterer Baustein ist die Investition in moderne Schulungsmethoden. Auch hier ist die Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum aktiv. In Planung ist die Errichtung eines Schulungszentrums am Versuchsfeld in Greven. Hier sollen sich Geophysiker und künftige Kampfmittelspezialisten künftig mit allen modernen Methoden für diesen Beruf intensiv vertraut machen. Ein erster Schritt, nach dem es weiterhin viel zu tun gibt.

Erfahren Sie mehr über die Förderung von Nachwuchskräften

Thüringens Innenminister Maier besucht Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum

Einen Eindruck von den weiter enormen Herausforderungen für die Kampfmittelräumung hat Thüringens Innenminister Georg Maier bei seinem Besuch der „Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum“ in Wernrode gewonnen.

Im benachbarten Nordhausen sind Funde von Kriegsaltlasten keine Seltenheit. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Stadt durch Luftangriffe großen Schaden. Noch immer liegen dort vielerorts Blindgänger im Boden. Um ihnen auf die Spur zu kommen, setzen Spezialisten 3D-Technologie ein, um historische Luftbildaufnahmen der Alliierten auszuwerten. Wie das funktioniert erfuhr Maier beim Kampfmittelräumdienst in Wernrode aus erster Hand. Er probierte die Technik am Auswertungstisch selbst aus.

In den Schulungsräumen zeigte ihm Sprengmeister Andreas West außerdem die Vielzahl an Munitions- und Kampfmittelresten. Die Exponate dienen der Fort- und Ausbildung. Ein wichtiges Thema für die Stiftung. Die Branche hat große Nachwuchssorgen. „Hinsichtlich der Förderung von Nachwuchskräften müssen wir aktiv werden“, betonte Günter Westrup, Sprecher der Stiftung, während des Ministerbesuchs. Mit Förderprogrammen, die die Stiftung als Stiftungsauftrag formuliert hat und dauerhaft zur Verfügung stellen möchte, wolle man dazu beitragen, neue Fachleute zu gewinnen. „Das ist unsere Verantwortung, damit wir die Herausforderungen bewältigen, die sich bei der Schaffung von kampfmittelfreiem Lebensraum ergeben“, so Westrup. Weitere Programmpunkte umfassten die Entschärfungsmethoden sowie die fachgerechte Entsorgung alter Munition. Das Thema ist und bleibt aktuell. Wann es einmal keine Funde mehr gibt, ist ungewiss. Minister Maier: „Es ist ein dunkles Kapitel, das wir weiterhin im Blick behalten müssen.“